Vortrag zum 70. Jahrestag der Bayerischen Verfassung

Am Donnerstag hielt einer der führenden deutschen Historiker für mittelalterliche Geschichte, Professor Dr. Egon Boshof, am Tassilo-Gymnasium einen Vortrag zur Entwicklung Bayerns von der Mitte des sechsten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.

Nach der Begrüßung durch den Fachbetreuer für Geschichte, Christian Raps, der den Referenten anlässlich des 70. Jahrestags der Bayerischen Verfassung eingeladen hatte, stellte Professor Boshof, der selbst aus dem Rheinland vor fast 40 Jahren nach Niederbayern gezogen ist, den Schülerinnen und Schülern der 11. und 12. Jahrgangsstufe kurz den Klischee-Bayern mit seinen merkwürdigen „Balz- und Kampfritualen“ wie Fensterln und Fingerhakeln oder der Vorliebe für Schweinsbraten und Bier vor, um nicht ohne Augenzwinkern anzumerken, dass man nördlich des Mains trotz aller eventuell bestehenden Vorurteile die Bayern nicht nur als eigenes Volk mit eigener Geschichte wahrnimmt, sondern meist auch ob ihrer Eigenständigkeit innerhalb Deutschlands heimlich bewundert.
Der Ursprung dieser besonderen Stellung der Bayern in der deutschen Geschichte beginnt mit dem Untergang des weströmischen Reiches 476 und dem 488 von Odoaker erlassenen Evakuierungsdekret, das den Rückzug der Romanen aus den germanischen Gebieten veranlasste. In dieses nun entstehende Vakuum stießen germanische Völker. Im Falle der 551 erstmals erwähnten Bajuwaren handelte es sich um Splitter verschiedener germanischer Stämme, die sich mit den restlichen Romanen zu einem werdenden Volk verbanden. Der daraufhin vom Referenten gespannte zeitliche Bogen von über 1000 Jahren bayerischer Geschichte gab einen Überblick über das bayerische Stammesherzogtum der Agilolfinger, das mit der Verurteilung des Namensgebers des Simbacher Gymnasiums, Tassilo III., wegen Hochverrats 788 endete. Trotz Tassilos Entmachtung und Verbannung ins Kloster blieb die Stammesstruktur erhalten und Bayern wurde im 9. Jahrhundert Kernland des ostfränkischen, später deutschen Reiches. Die weiteren wichtigen im Vortrag thematisierten Stationen der Entwicklung Bayerns orientierten sich an den Gebietsverlusten, die das Land von 976 bis 1777 hinnehmen musste. Für das südliche Niederbayern ist vor allem der letzte Gebietsverlust, die Abgabe des Innviertels an Österreich, bis heute bedeutsam.
Da die mittelalterliche Geschichte nahezu vollständig aus dem Geschichtsunterricht der Oberstufe verschwunden ist, war der sechzigminütige Ausflug in die bayerische Stammesgeschichte eine wichtige „Ergänzung“ des Lehrplans und ein ausgezeichneter Ansatz, den 70. Jahrestag unserer Verfassung zu begehen.

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