König Charles am Tassilo-Gymnasium

Königlichen Besuch erhielt die Innstadt am gestrigen Freitag - und das zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Seine Majestät, „King Charles“, gab sich die Ehre. Er ist Herrscher von Rwenzururu in Uganda, einer Region mit etwa zehn Millionen Einwohnern.

Würdevoll, dennoch bescheiden, ja, fast ein wenig irritiert und schüchtern trat er in Erscheinung. Keine Regenbogenpresse im Schlepptau, keine Paparazzi, die ihm nachstellten, keine grimmigen Bodyguards um ihn herum. In einem engen Kombi ließ er sich beinahe unbeachtet zum Parkplatz hinter dem Rathaus chauffieren. Dort empfingen ihn nur Jürgen Rosenberger, Lehrer am Tassilo-Gymnasium, und ein Schüler des P-Seminars.
Ein Zepter und eine lange, zylinderförmige Kopfbedeckung zeichnen den Mann von Rang und Namen aus. Er trägt die bunte, landestypische Tracht. Ebenso zwei seiner Begleiter: Costantine Bwambale war bis vor kurzem ehrenamtlicher Premierminister des Königreiches. Er arbeitet als Exporteur für Kaffee, Kakao usw., ist enger Vertrauter und persönlicher Berater des Königs. Seine Frau Eva begleitet ihn auf dieser Reise.
Im edlen westlichen Anzug erschien nur Nguru David Bradford. Er ist Mitglied im Parlament des Königreichs und hat die Aufgabe, diese offizielle Mission mit seinem i-Pad bildlich und in Videos zu dokumentieren. Als Begleiter und Dolmetscher immer an der Seite dieses Quartetts aus Zentralafrika ist Andreas Mühlbauer aus Arnstorf, ein ehemaliger Tassilo-Schüler, der sich jetzt für Hilfsprojekte in Uganda engagiert.
„Omusinga Charles Wesley Mumbere Iremangoma of Rwenzururu kingdom“ lautet die volle, korrekte Bezeichnung des hohen Gastes. „Omusinga“ heißt in der Stammessprache „König“. Sein Reich ist nur eines von mehreren, welche der Premierminister von Uganda vor wenigen Jahren wieder eingerichtet hat, um damit den Zusammenhalt und die Harmonie in den einzelnen Regionen zu stärken. Allerdings kann man nicht von souveränen Staaten sprechen. Es handelt sich mehr um symbolische Königreiche, deren eigentliche Aufgabe die Pflege und der Erhalt von Kultur und Traditionen ist. Die Herrscher nehmen repräsentative Aufgaben wahr und pflegen Kontakte bei Hilfsprojekten.
Charles Wesley Mumbere, geboren 1953, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Im Zuge einer Sezessionsbewegung wurde die Region Rwenzururu im Jahr 1962 zum Königreich ausgerufen. Anführer der Revolte war Mumberes Vater, Isaya Mukirane, der sich danach auch krönen ließ. Sein Sohn erbte den Titel mit 13 und kam mit 18 ins Amt. Als er 30 war, schickte ihn die Regierung von Uganda zur Ausbildung in die USA. 1984 kam er dort auf eine Handelsschule. Mit Beginn der Diktatur in Uganda verlor er sein Stipendium und beantragte 1987 politisches Asyl in Amerika. Er wurde Pflegehelfer und arbeitete in verschiedenen Heimen. Seinen Königstitel hielt er all die Jahre über geheim. Erst 2009 offenbarte er sich in einem Interview. Im Oktober 2009 kehrte Mumbere in die Heimat zurück und wurde offiziell gekrönt.
Seine Reise nach Bayern ist zum Teil privater Natur - er hat ein umfangreiches Besichtigungsprogramm. Ferner geht es darum, sich über die Unterstützer der Rwenzori-Hilfsprojekte in der Region zu informieren.
Der Rwenzori e.V., für den auch Mühlbauer ehrenamtlich arbeitet, ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, Projekte zur ländlichen Entwicklung der Region Rwenzori umzusetzen. Aktuell verfolgt man zwei Dinge: An der Grenze zum Kongo entstand 2004 eine Sekundarschule mit dem Namen Holy Dove, die jetzt mit unterhalten wird. Zudem werden Waldflächen im Rwenzori Gebirge aufgeforstet.
Partner des Vereins sind die Realschule Arnstorf, wo der König am Freitag ebenfalls zu Gast war, die Berta-Hummel-Schule Massing, die Grundschule Mitterskirchen und das Tassilo-Gymnasium Simbach. Das dortige P-Seminar (Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung) hatte sich vorgenommen, einen Kindergarten für ein Entwicklungsland zu planen und zu verwirklichen. Nachdem Andreas Mühlbauer den Tassilos von der Rwenzori-Initiative berichtet hatte, beschlossen die Seminaristen, der „Holy Dove“-Schule diesen Kindergarten anzugliedern, da von Anfang an schon recht sicher war, dass dieser auch tatsächlich gebaut wird.
Die Schüler stellten zuerst Überlegungen an zur Form des Gebäudes, zu Baumaterialien, Ausstattung usw. Ein kleines Modell aus Karton wurde gebastelt. Hilfe und wertvolle Tipps gab es hier von Architekt Klaus Geiwagner aus Pfarrkirchen und Pfarrer Modesto aus Uganda. Dann ging es an die Planung und die Finanzierung. Es gibt mittlerweile einen Flyer und eine Präsentation, mit deren Hilfe kleine und größere Spenden gewonnen werden sollen.
Beim Empfang im großen Sitzungssaal waren die P-Seminaristen bereits dabei - alle in landestypischer Tracht. König Mumbere stellte seine kleine Delegation vor und dankte für den warmherzigen Empfang. Später, beim Treffen in der vollbesetzten Aula des Gymnasiums dankte er für das Engagement der Schüler und ermunterte sie, später einmal sein Reich zu besuchen. Solche Kontakte und daraus resultierende Partnerschaften seien wichtig. Rwenzururu wäre überdies eine touristisch sehr interessante Region.
2. Bürgermeister Max Winkler, der zusammen mit Geschäftsleiter Anton Schuhbauer die Gäste begrüßte, freute sich über die Unterschrift des Königs im Goldenen Buch der Stadt. Wie gesagt: eine Premiere. Dass sich irgendwann noch ein anderer „King Charles“ (aus England) dort einträgt, ist eher unwahrscheinlich.

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