„Seid glücklich, denn ihr seid frei…“

Dass Lachen und Weinen nah beieinander liegen können, erfuhren etwa 175 Schülerinnen und Schüler des Tassilo-Gymnasiums anlässlich des diesjährigen 9. November. Zu diesem historischen „Schicksalstag der Deutschen“ lädt das TGS jedes Jahr prominente Wissenschaftler und Zeitzeugen zu Fachvorträgen vor der 9., 10. und 11. Jahrgangsstufe ein.

Dieses Mal kam mit Karl-Heinz Richter ein Referent, der den Mauerfall am 9. November 1989 als persönlichen Befreiungsschlag empfunden hat, da er als Widerständler gegen die kommunistische DDR-Ideologie, als Verfolgter dieses totalitären Regimes und als Gefangener der Staatssicherheit alles erleben musste, was der angeblich friedlichere deutsche Staat an Schikanen gegen seine eigenen Bürger bereit hielt.
Karl-Heinz Richter unternahm 1964 als 17-Jähriger mit seinen Freunden einen Fluchtversuch am Bahnhof Friedrichstraße, der unter dem Titel „Moskau-Paris-Express“ inzwischen zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist. Nach dem Scheitern dieser Flucht und einer extrem harten Haftstrafe war er jedoch nicht gebrochen, sondern leistete als junger Mann weiterhin Widerstand gegen das verbrecherische System der Unfreiheit und Heuchelei. Wegen seiner Tätigkeit als Fluchthelfer erneut ins Visier der Stasi geraten, entzog er sich der Verfolgung durch Flucht nach Afrika und Arabien, was ihn letztendlich sein privates Lebensglück kostete.
Trotz der Schicksalsschläge, die Karl-Heinz Richters Leben bis heute stark beeinträchtigen, hat er seinen Humor nicht verloren. Das war auch der Grund, weshalb die Schülerinnen und Schüler dem Referenten 90 Minuten lang gebannt lauschten und zwischen Bestürzung und Erheiterung hin und her geworfen wurden: erschütternde Berichte über Knochenbrüche auf der Flucht, Gewaltakte im Stasi-Gefängnis oder den Verlust seiner 5-jährigen Tochter wechselten sich ab mit erheiternden Geschichten über das Leben als rebellischer Schüler, pfiffige Überlebenstricks gegenüber den psychologisch geschulten Vernehmern in der U-Haft und kleine Racheakte aus der heutigen Zeit gegenüber damaligen Denunzianten.
So referierte Richter in einem sehr kurzweiligen Vortrag, gespickt mit skurrilen Anekdoten, über das Verfolgungssystem der DDR, erzählte seine Lebensgeschichte und ging anlässlich der US-Präsidentschaftswahl auch noch auf aktuelle weltpolitische und europäische Entwicklungen ein. Anschließend hatten die Schülerinnen und Schüler des TGS großzügige Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. „Ihr lebt in einer Demokratie, seid glücklich darüber!“, war Richters abschließender Rat an die Zuhörer, die sich mit großem Applaus für seinen Besuch bedankten.

Das TGS ist MINT-Freundliche Schule

 

 

Offene Ganztagsschule TGS

 

Das TGS ist deutsche Schachschule

 

Das TGS ist Umweltschule